Wie definiert sich Gewalt?
Frauen werden Opfer multipler Gewalt
Es kommt häufig vor, dass Frauen bei Beratungsgesprächen die erlebten Situationen abschwächen und meinen, sie wären ja nicht regelmäßig geschlagen und körperlich misshandelt worden. Ihnen ist nicht bewusst, dass Gewalt sich nicht nur auf körperliche Misshandlungen bezieht. So ist es auch nicht ungewöhnlich, dass Frauen erst dann versuchen, sich aus der Beziehung zu lösen, wenn sie mehrere Formen der Gewalt erleben und der Leidensdruck unerträglich wird.
Zu den Strategien gewalttätiger Männer gehört es auch, die Übergriffe auf emotionaler Basis zu egalisieren. Dazu gehören Liebesgeständnisse nach den Misshandlungen, Versöhnungen durch sexuelle Handlungen, Versprechungen, sich zu ändern aber auch Appelle an Gewissen und Mitleid oder gar seelische Erpressungen wie die Androhung von Selbstmord. Frauen werden Opfer multipler Gewalt – meist besteht eine Verknüpfung von psychischer und körperlicher Gewalt; gewalttätige Verhaltensweisen gehen ineinander über und potentieren das Leid.
Körperliche Gewalt
Am häufigsten schlagen Männer ihre Partnerinnen mit der Hand oder mit der Faust, seltener mit Gegenständen. Auch Fußtritte sind üblich. Die Opfer tragen oft gravierende Verletzungen wie Prellungen, Blutergüsse, Quetschungen ja sogar Knochenbrüche davon. Aber nur die wenigsten Betroffenen sind bereit, diese Gewalttaten anzuzeigen, da sie den Partner nicht öffentlich bloß stellen wollen. Der „Sturz über die Treppe“ oder „das Anstoßen am Küchenkasten“ sind tatsächlich häufig genannte Entschuldigungen für sichtbare Verletzungen.
Sexuelle Gewalt
Insbesondere sexuelle Gewalt in der Ehe ist für viele Frauen ein Tabuthema, über das sie nicht sprechen können und daher auch kaum in der Lage sind, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Vielfach entsprechen Frauen dem gesellschaftlichen Irrglauben, wonach zu einer Ehe auch gehört, dass die Frau dem Mann sexuell zur Verfügung zu stehen habe. Die wenigsten Betroffenen wissen, dass Vergewaltigung in der Ehe eine strafbare Handlung ist.
Psychische Gewalt
Jede Frau, die von Gewalt in der Familie betroffen ist, ist selbstverständlich auch einer massiven psychischen Stresssituation ausgesetzt. Aber abgesehen davon reicht das Spektrum psychischer Gewalt in der Partnerschaft von der Einschränkung des Selbstbestimmungsrechtes der Frau, über Entzug der finanziellen Mittel, verbale Gewalt (beschimpfen und beleidigen) oder Schweigen bis hin zur Verharmlosung der erfahrenen (körperlichen) Gewalt, soweit, dass der Mann sogar darüber entscheidet, ob sich die Frau misshandelt vorkommen darf oder ob sie übertrieben „hysterisch“ reagiere.